Was ich von meinem Kind gelernt habe?

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Aufgrund der Einladung von Danielle Berg zu ihrer Blogparade “Meine Kids als Coaches: X geniale Ideen, die ich von meinen Kindern gelernt habe!” möchte auch ich meine Learnings von meinem Kind kundgeben.

Als Eltern eines Kindes ist man sich seiner entscheidenden Rolle in der Erziehung und Entwicklung des Kindes bewusst. Nicht so bewusst ist einem aber, dass es in dieser Beziehung keine Einbahnstraße gibt. Mit dem ersten Blick in die Augen meines Kindes, als es gerade geboren war, ist mir bewusst geworden, dass dieses kleine Wesen auch mich stark verändern wird.  

Die Entwicklung von Kindern schreitet so schnell voran, sodass man oft kaum Zeit findet, sich der Schritte im Einzelnen bewusst zu werden. Einige Aspekte habe ich aber festmachen können und möchte hier nun davon erzählen. 


“Lasst mir Zeit”

Dieses Zitat von Emmi Pickler ist mir durch meine postakademische Ausbildung zum Dispokineter, aber auch als Musikpädagoge schon immer ein Begriff gewesen, aber erst durch mein Kind ist mir seine Bedeutung noch mal so richtig deutlich geworden. 

Die selbstständige Bewegungsentwicklung des Kindes ist das oberste Credo der ungarischen Ärztin. Sie vertraut auf die „innere Weisheit“ in der Bewegungsfindung, die jedem Neugeborenen mit auf den Weg gegeben sind. Dies jetzt bei meinem eigenen Kind erfahren zu dürfen, zeigt mir, wie wichtig der individuelle Lernprozess doch ist. Es ist die basale Motivation eines jeden Kindes, erwachsen zu werden und sich dahin gehend zu entwickeln. Somit sucht sich jedes gesunde Kleinkind seinen individuellen Aufrichtungsprozess vom Liegen, Krabbeln, Sitzen, bis zum Stand und dem Gehen. Dieser Aufrichtungsprozess ist gleichzeitig für die frühe motorische Entwicklung entscheidend und bildet damit die Grundlage für die geistige Entwicklung. 

Kinder lernen ständig neue Fähigkeiten, neben der Aufrichtung und Gehen, vor allem das Sprechen oder z. B. Radfahren. Dies erfordert Geduld und Ausdauer. Wir Eltern sollten lernen, dass Fortschritt Zeit braucht und nicht immer sofort erfolgt. Wenn es eine intrinsische Motivation eines Erwachsenen gibt etwas zu lernen, darf auch dieser es in seinem eigens gewählten Tempo tun. “Lasst mir Zeit” sollte sich jeder zu Herzen nehmen.

“Instant Music” – Ich kann sofort Musik machen

„Lass uns Musik machen…“, sagte mein Kind, griff zur Blockflöte und „quiiitsch“. “Ich kann Blockflöte spielen, komm Papa, mach mit!”

So oder ähnlich habe ich es erlebt. In diesem Moment staunt man als ausgebildeter Musiker nur, wie wenig es wohl braucht, um das Gefühl zu haben, aktiv Musik zu machen und dabei sich selbst ausdrücken zu können. Aber letztlich hat mein Kind recht, es braucht keine vorgeschaltete Technik eines bestimmten Instrumentes, keine Propädeutik und keine spezielle Didaktik, es braucht einfach nur eine Gelegenheit, eine Erfahrungsgelegenheit.

Als Kind ist jeder ein Künstler. Die Schwierigkeit liegt darin, als Erwachsener einer zu bleiben.“

Pablo Picasso

Wir sollten mehr die Erfahrungsgelegenheiten erkennen und einfach ins Tun kommen.

„Haltung ist Ausdruck”- Im Hier und Jetzt

Kinder sind im Moment und im Hier und Jetzt. Die Reaktionen von Kindern auf ihre Umwelt sind stets echt und zeigen immer ehrlich, was ist und wie es ihnen geht. Die Emotionen, Bedürfnisse und Gefühle sind immer authentisch. Durch mein Kind habe ich dieses hohe Maß an Authentizität wieder neu schätzen und kennengelernt. Genauso merken die Kinder aber auch, wenn ihr Gegenüber nicht authentisch ist. Eine Gabe, die ich sehr bewundere.

Der Ausdruck “Haltung ist Ausdruck” aus der Zwischenüberschrift ist ein Zitat von Gerrit. O. van de Klashorst dem Begründer der Dispokinesis und möchte erklären, was offensichtlich erscheint. Wir verkörpern unsere innere Haltung, d.h. unsere Gefühle und Gedanken. Genauso zeigt unsere Haltung immer die Ausdruckshaltung auf die äußeren Reize. So sind Freude, Scham, Traurigkeit und wütend sein immer ein Spiegel des derzeitigen Ausdrucks und Empfindens. 

Kinder leben oft im Hier und Jetzt. Sie machen sich weniger Sorgen um die Zukunft und reflektieren nicht über die Vergangenheit. Wir Erwachsene sollten lernen, den gegenwärtigen Moment mehr zu schätzen und sich weniger von Stress über die Zukunft beeinflussen zu lassen. Die Fähigkeit der Kinder, im Moment zu leben und die kleinen Freuden des Lebens zu schätzen, ist mit die wichtigste Lektion, die Eltern von ihren Kindern lernen können.

Fazit

Für mich sind Kinder für Eltern eine perfekte Persönlichkeitsentwicklung. Sie spiegeln uns Eltern mit ihren Gefühlen und Gedanken meistens viel schneller, bevor wir selbst sie überhaupt wahrgenommen haben. Genauso betrachten Kinder die Welt mit einer natürlichen Neugier und Offenheit. Sie betrachte Situationen ohne Vorurteile und sind bereit ständig zu lernen. Lasst uns als Erwachsene es genauso machen und unvoreingenommen neue Perspektiven im Leben suchen.

Ich reiche meinem Kind die Hand und es führt mich weiter in eine gemeinsame Zukunft, in der wir die Welt erfahren dürfen. Ich bin gespannt, was ich noch alles von dir lernen darf!

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